Dienstag, 18. Februar 2014

Kommentar 34b - Datenhölle (Ein halbes Hähnchen ist auch ein Hähnchen, irgendwie / Philosophie für Masochisten 3)

Wo zur Hölle ist dieser Text hin???
Aus vollkommen unerfindlichen Gründen ist er plötzlich nicht mehr da. Es ist nicht das erste Mal, dass das passiert, bisher aber waren nur während des Bearbeitungsstadiums neuere Versionen plötzlich verschwunden. Jetzt ist ein veröffentlichter Text einfach weg.
Um es kurz zu machen, die Besprechung von Gunnar Hindrichs: Die Autonomie des Klangs ist in den Tiefen der Datencloud verschwunden. Für immer. Möglicherweise aufgrund einer Verschwörung, in die das Philosophische Seminar der Uni Basel, Google und die NSA verwickelt sind. Möglicherweise aber auch einfach nur, weil ich naiv genug war zu glauben, ich müßte keine Sicherheitskopien machen. Wie auch immer.
Wer den Post vor seinem Verschwinden noch nicht gelesen hat, muss mir jetzt einfach glauben, wenn ich schreibe, dass das Buch nicht weiter hilfreich in welcher Beziehung auch immer ist.

9 Kommentare:

  1. Danke für diese ausführliche, brillante und meinungsstarke Rezension, die in groben Zügen dem entspricht, was ich von Hindrichs Buch nach der Lektüre der ersten Seiten erwartet habe: sorgfältig aufbereiteten Theoriestaub.

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  2. Ich würde es ja eher "notdürftig zusammengepappte Theorieklumpen" nennen, aber viel mehr als das metaphysische Geschwätz hat mich geärgert, dass er quasi hintenrum "beweisen" will, welche Musik wertvoll und welche es nicht ist. Ohne konkret auf ein einziges Stück einzugehen. Das empfinde ich als unredlich.

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    1. Na ja, dass Philosophie auch ein Machtinstrument sein kann, is ja nix Neues. Allein der Titel der Buches deutet ja hinreichend an, wohin die Reise geht: Autonomer Klang, autonomes Kunstwerk, "Musik ohne Politik, ohne Leben und ohne Gesellschaft" eben:
      http://stefanhetzel.wordpress.com/2012/09/30/musik-ohne-politik-ohne-leben-und-ohne-gesellschaft/

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  3. Nee, die Erkenntnis ist wirklich nicht neu. Ich bin dennoch immer wieder (naiverweise, das gebe ich zu) überrascht, dass jemand das wirklich nochmal versucht. Dass der Mahnkopf seine ästhetische Weltsicht durchzudrücken versucht, kann ich ihm noch nichtmal besonders übelnehmen, auch wenn ich glaube, dass er seine Selbsteinschätzung als "philosophischer Kopf" ziemlich exklusiv für sich selbst hat. Aber dass ein sozusagen Fachfremder sich solche Urteile anmaßt wie Hindrichs das tut, das ist nochmal ne ganz andere Nummer. Schließlich bekommt das Ganze dadurch das Odium eines tatsächlich konsistenten philosophischen Systems.

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  4. @Erich: O weh, so ein Mist :-( Und ich dachte schon, du hättest Muffensausen bekommen und den Text stillschweigend zurückgezogen. Gut, dass *das* nicht der Grund war.

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    1. @Stefan: Es ist in der Tat ein Riesenmist. Ich habe mich aus lauter Wut schon drüben bei Wordpress umgesehen, habe aber festgestellt, dass es dort genauso undurchsichtig (und ziemlich teuer) zugeht. Aber aus Fehlern lernt man ja und das war sicherlich das letzte Mal, dass mir ein Text abhanden kommt...

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  5. @Erich: Das ist wirklich ein Unglück :-( Und ich dachte schon, du hättest absichtlich gelöscht - gut, dass das *nicht* der Grund war....

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  6. Als Philosophiestudent, der sich gerne mit der Ästhetik auseinandersetzt, wäre ich sehr interessiert daran gewesen, die Rezension zu lesen. Könnten Sie vielleicht nur den Grundgedanken ihrer Kritik anreißen, damit ich weiß, ob die Lektüre lohnt? Sofern das möglich ist, versteht sich...

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    1. @ anonymer Philosophiestudent: Ich kann natürlich nur eine sehr grobe Zusammenfassung meiner ausführlichen und leider verlorengegangenen Besprechung geben, aber im Großen und Ganzen war mein Haupteinwand Folgender: Ich glaube, Hindrichs wollte gar keine "Philosophie der Musik" schreiben. Das ganze philosophische Brimborium dient ihm eigentlich nur zu einem Zweck: zu beweisen, dass eine bestimmte Spielart Neuer Musik (nennen wir sie mal historische Avantgarde) "besser" oder "wertvoller" ist als eine andere (nennen wir sie mal der Einfachheit halber Neuer Konzeptualismus). Dazu bedient er sich ziemlich willkürlich im Theorieladen der Ästhetikgeschichte, mit anderen Worten: Er trägt theoretische Konstrukte an die Musik heran und verbiegt sie so lange, bis sie ihm passend erscheinen. Genauer gesagt trägt er sie noch nicht mal an die Musik heran, sondern an ein (sein) abstraktes Modell von Musik heran. Und zwar eines, das auf den Vorstellungen der historischen Avantgarde vom Materialfortschritt in der Musik beruht. Während er zur Erläuterung seiner Grundkategorien (Material, Klang, Zeit, Raum, Sinn, Gedanke) ein Riesenfass aufmacht und in schönstem Heideggersprech kaum lesbare Wortknödel rollt, übernimmt er ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, beispielsweise die Klangkategorisierung von Lachenmann. Das kann man machen, aber dann soll man doch nicht so tun, als ginge es um eine Philosophie aller Musik. Hat Adorno ja auch nicht gemacht; egal welche Probleme man mit seiner Philosophie haben kann, aber sie heißt Philosophie der Neuen Musik. Hindrichs dagegen läßt die Stoßrichtung seiner Philosophie nur hintenrum raus. Spätestens bei § 39 (S. 71 f.) weiß man aber, woher der Wind weht.
      Ob eine Lektüre den Aufwand lohnt, weiß ich nicht. Wenn man Freude an metaphysischen Wortblasen hat und es einem nicht so sehr auf die tatsächliche Frage nach dem Was der Kunst ankommt, dann könnte man den Hindrichs schon lesen. Ansonsten finde ich Danto viel erhellender. Und Luhmann im Übrigen auch, dessen "Kunst der Gesellschaft" ich demnächst in mehreren Etappen hier vorstellen werde.

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